Sonntag, 1. Juni 2008

Holzkreuz erhitzt die Gemüter


Bericht der Frankfurter Rundschau vom 30.05.2008:

Holzkreuz erhitzt die Gemüter


VON BORIS HALVA

Verhüllt (FR / Rheker)

Die ältere Dame muss lachen, dann sagt sie: “Das ist ein Witz. Es ist doch jedem selbst überlassen, ob er ein Kreuz aufhängt oder nicht.” Eine andere Urberacherin, die gerade in der Bachgasse mit ihrem Hund spazieren geht, nennt es eine “Frechheit”. Sie sei am Abend zuvor auf einem Klassentreffen gewesen, “da waren alle dagegen”. Und der Mann, der gerade in sein Auto steigt, sieht hinter dem Holzkreuz-Streit, der seit einigen Tagen die Gemüter in Rödermark bewegt, den “Gipfel eines wohl schon lange schwelenden Nachbarschaftsstreits”. Für diese These sprechen die unzähligen Papierschnipsel, die rund um die Hofreite im alten Ortskern verteilt auf der Straße liegen. Darauf ist eine Friedenstaube abgebildet. Darunter steht: “Frieden für die Bachgasse.”

Ein starkes Symbol

Auslöser für den inzwischen öffentlichen Streit war ein 1,40 Meter hohes und ein Meter breites Holzkreuz, das Klaus Braungart an der Wand seiner Scheune in der Bachgasse 11 zwei Tage vor dem Weinfest in Urberach aufgehängt hatte. Das Kreuz hatte Braungart aus einem Eichensparren des Scheunengebälks gezimmert und an der Rückwand, die zum Garten der Nachbarn zeigt, aufgehängt. “Das Kreuz aus der Rippe des Gebälks, ich fand das ein starkes Symbol”, erklärt Braungart, der seit 2000 in der inzwischen renovierten Hofreite wohnt, seine Motivation. Als Provokation sei das keinesfalls gedacht gewesen.

"Frieden für die Bachgasse" (FR / Rheker)

Die Nachbarn jedoch störten sich an dem Kreuz, das vom Haus in der Bachgasse 15 zwar nicht direkt zu sehen ist, aber über der Sitzgruppe im Hof schwebt. Als Braungart sich weigerte, das Kreuz abzuhängen, stellten die Nachbarn kurzerhand ein Gerüst auf und befestigten daran eine Plane, die das christliche Symbol verhüllt. Braungart: “Ich hätte eher vermutet, dass die türkischen Nachbarn was dagegen haben.”

“Mich stört kein Kreuz, ich gehe ja selbst in die Kirche”, betont Nachbarin Helga Müller, “aber mich stört’s in meinem Garten.” Sie wisse inzwischen auch,
dass es nicht verboten sei, Kreuze aufzuhängen. Weil Braungart auf das Dachtraufrecht verwiesen habe, demzufolge die Müllers - obwohl die Wand zu ihrem Grundstück zeige - das Kreuz nicht anrühren dürften, habe sich das Ehepaar zum Stellen des Gerüsts entschlossen.

Eine gütliche Einigung scheint nicht mehr möglich. Inzwischen sei auch die Polizei da gewesen, um den Ort des Streits zu begutachten. “Da ging es um das Gerüst. Aber die haben gesagt, das kann auch 20 Jahre so stehen bleiben.”

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Rundschau




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Auf dem Vorgängerblog www.scheundenkreuz.de wurde hierzu ein Kommentar gepostet:


Dominik schrieb am 15. Nov. 2008

Da kann ich der alten Dame nur zustimmen. Überhaupt wundert es mich, dass es gerade Christen sind die sich über das Kreuz beschweren. Nachbarn hin oder her.
Die Türken lachen sich bestimmt krum und schief über die Deutschen!
Schon mal einen Moslem gesehen der den Halbmond oder das Glaubensbekenntnis verhängt hat?

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