Mittwoch, 10. September 2008

Die Verhüllung des Scheunenkreuzes

Die Fotos zeigen: Die Sanierung der Scheune und die Verankerung des Scheunenkreuzes auf der Westseite, bis zu seiner Verhüllung durch den Nachbarn im Mai 2008.

Nach nur 28 Stunden verdeckt eine Plastikplane das Eichenkreuz.


Eichendachstuhl aus dem Jahre 1758
Neueindeckung
Verputzt
Dachsparre kreuzüberblattet
Das Scheunenkreuz
Verankert
Verhüllungsduo
Aufstockung
Verhüllungstrio
Befriedigt
Seiteneinblick
Scheunenkreuz verhüllt

Fotos: Klaus Braungart

Montag, 25. August 2008

Ein Kreuz sorgt für Zwietracht


Junge Freiheit 24/08 vom 15.08.2008 berichtet:

Ein Kreuz sorgt für Zwietracht

Nachbarschaftsstreit: Weil sie das christliche Symbol am Nachbarhaus stört, hat ein Ehepaar aus der hessischen Provinz die Behörden eingeschaltet


Das Holzkreuz vor und nach der Verhängung durch die Nachbarn: Der Pfarrer rät zur Gelassenheit
Einen ungewöhnlichen Nachbarschaftsstreit erlebt derzeit das beschauliche hessische Städtchen Rödermark. Er dreht sich ums Kreuz, und wirft die Frage auf, inwieweit religiöse Symbole als Provokation verstanden werden können.

Aufwendig und liebevoll renovierte Klaus Braungart eine alte Doppel-Hofraite mit früherer Töpferei in der Bachgasse des Ortsteils Urberach. Ein schmuckes Wohnhaus entstand. Beim 2005 begonnenen Ausbau einer zugehörigen Scheune wurde auch der Dachstuhl aus dem Jahr 1758 saniert. Die Westseite der Scheune wurde verputzt, so daß eine große, ungegliederte Wandfläche entstand. Braungart kam deshalb auf die Idee, die Wandfläche zu gestalten. Er fertigte ein großes Holzkreuz aus einer übriggebliebenen Dachsparre und verankerte es an der Wand, gut sichtbar zur Straße hin.

Doch er hatte die Rechnung ohne seine Nachbarn gemacht. Die Scheunenwand grenzt nämlich direkt an das liebevoll gehegte Vorgartengrundstück der Familie Müller, das auch durch das Nostalgie-Straßenschild „Müller-Strasse“ markiert wird. Hans und Helga Müller sahen sich und ihre Vorgartenruhe durch das markante Kreuz gestört und forderten die Abhängung desselben. Als diese nicht erfolgte, errichten sie ein Stahlgerüst mit einer Plane, die das christliche Symbol von Vorgarten und Straße aus verdeckt.

Klaus Braungart, dessen Fensterbänke mit diversen Madonnenfiguren geschmückt sind, reagierte erstaunt und äußert seitdem Unverständnis für die Aktion seiner Nachbarn: „Das Kreuz wurde acht Zentimeter vor die Wand gesetzt, um einen schwebenden Charakter zu erhalten. Das Schattenspiel dient also auch zur ästhetischen Gestaltung der ansonsten sehr monotonen Wand. Zudem ist das Kreuz für mich ein Symbol alter Werte. Es ist ein starkes Symbol unserer Herkunft, unserer Vergangenheit und vielleicht auch Zukunft. Ich will absolut nicht provozieren; ich will mit dem alten Symbol alte Werte ins Spiel bringen. Und ich kann nicht verstehen, daß man dagegen Einwände haben kann.“

Familie Müller möchte sich zu der Angelegenheit nicht mehr persönlich äußern. Ihr Anwalt Michael Gensert aber erläutert deren Position: „Die Parteien streiten sich schon seit Jahren. Da geht es um Dachfenster, um Grenzmarkierungen, um Grundstücksüberbauungen. Die Familie Müller hält die Anbringung des Kreuzes an der Scheunenwand für eine weitere Provokation in dem Nachbarschaftsstreit. Meine Mandanten betonen dabei, nichts gegen das Symbol Kreuz an sich einzuwenden, sie zweifeln aber an der Christlichkeit Braungarts.“

Auch Klaus Braungart gibt den Nachbarschaftsstreit zu: „Die Müllers wollten aus Gründen der Verschattung die Scheune weg haben oder einen Teil­abriß mit Flachdach. Darauf bin ich aber angesichts der historischen Bedeutung des Gebäudes nicht eingegangen. Hier liegt ein Grund für den Nachbarschaftsterror.“

Der schwelende Nachbarschaftsstreit um Dachrinnen, laute Musik, Gregorianische Gesänge und Abwasserrohre wurde durch das Kreuzsymbol zum Politikum und ein gefundenes Fressen für die eifrig berichtende Regionalpresse. Die Polizei wurde eingeschaltet, aber auch das Bauamt machte Hans Müller wenig Hoffnung, obwohl das Kreuz auf sein Grundstück „übersteht“. Die örtlichen Pfarrer und Theologen betonten das Recht eines jeden auf Ausdruck seines religiösen Empfindens, warnten aber davor, das Kreuz als Mittel in Nachbarschaftsstreitigkeiten einzusetzen. Insgesamt rieten sie zu Gelassenheit.

Alles also nur ein Sturm im Wasserglas? Bei der zuständigen Behörde läuft derzeit jedenfalls ein Antrag auf Beseitigungsverfügung.

Claus-M. Wolfschlag
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Jungen Freiheit

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Auf dem Vorgängerblog www.scheundenkreuz.de wurde hierzu ein Kommentar gepostet:


Dominik schrieb am 15. Nov. 2008

Eine Beseitungungsverfügung? Bitte?! 

Dienstag, 24. Juni 2008

ZDF Reporter zu Gast am 23. Juni 2008


Nach Vorgesprächen ist am 23. Juni ein vierköpfiges Filmteam der Sendung “ZDF Reporter” in der Bachgasse zu Gast und dreht einen Filmbeitrag zum Thema “Scheunenkreuz” und “Nachbarschaftsstreit”.

Fotos werden gesichtet


Die Hofreite wird gefilmt


Das Scheunentor zum Hof


Szenenbesprechung


Straßendreh


Am verhüllten Kreuz


Die Verhüllung im Visier


Seiteneinblicke



Fotos: Frank Räcker, Aschaffenburg www.FR-Foto.de

Donnerstag, 19. Juni 2008

Schandmal Scheunenkreuz


Bericht vom Blitz-Tip Dreieich Spiegel vom 18.06.2008:

Wirbel um das Kreuz


Erregte Debatten und Vorwürfe in Rödermark


Rödermark (tv). Die Wellen schlagen mittlerweile hoch. Dabei geht es „nur“ um ein Scheunenkreuz.

Der „Stein des Anstoßes“: Das Eichenholzkreuz an der Rödermärker Scheune.


Die Scheune ist 1758 erbaut. Der Dachstuhl aus massiver Eiche konnte bei der Sanierung vor gut einem Jahr fast vollständig erhalten werden. Zimmermannsmeister Dieter Sipa aus Ober-Roden befand lediglich eine der Dachsparren als nicht mehr tragfähig, und so kam es zu deren Auswechslung.

Aus diesem alten elf mal elf Zentimeter starken Eichenholzbalken ist das Kreuz gebaut. Die Kreuzmaße sind 140 mal 100 Zentimeter. Dieses Kreuz nun, als ehrwürdiges [Zeichen] des christlichen Glaubens, hängt an der westlichen Stirnwand der Scheune. Mit Folgen, denn die Nachbarn reagierten nach Ansicht des Scheunenbesitzers „sehr krass“. Es sollen Worte wie „Das ist ein Schandfleck, der abgeschlagen gehört“ gefallen sein. Als Zeichen seines Unmutes baute der Nachbar bereits am zweiten Tag nach der Anbringung ein gut fünf Meter hohes Gerüst auf seinem Grundstück vor der Scheunenwand auf und verhüllte das “Schandmal“ mit einer Plastikplane.

Diese Verhüllung des Kreuzes erregt die Gemüter und ist Thema in Rödermark. Hintergrund der Geschichte soll nach Ansicht des Scheunenbesitzers aber sein, dass die Nachbarn „lieber den Fall der Scheune gesehen hätten als deren Sanierung“.

Sonntag, 15. Juni 2008

Das Kreuz mit dem Scheunenkreuz


Bericht der Frankfurter Neue Presse vom 14.06.2008:

Das Kreuz mit dem Scheunenkreuz


Stein des Anstoßes: Das noch unverhüllte Scheunenkreuz, über das Familie Müller inzwischen eine Plane gehängt hat. Foto: Lemke


Kreis Offenbach. Seit rund drei Wochen ist im ehemaligen Töpferviertel von Rödermark-Urberach ein 1,40 mal 1 Meter großes Eichenkreuz Gegenstand des Spottes, der Zustimmung und der Verwunderung ob der Frage, wo das alte christliche Symbol hängen darf und wo nicht. An der Ecke Bachgasse/Erbsengasse ist gut zu sehen, worum es genau geht.

Von hier aus hat der Spaziergänger Einblick in den Hof der Familie Müller, Bachgasse 15, an deren Grundstück die Scheune von Klaus Braungart, Bachgasse 11, hineinragt. Vor der Wand der weiß verputzten Scheune steht ein Baugerüst. Daran ist in etwa sechs Metern Höhe eine Plane gespannt, mit der Hans Müller das Eichenkreuz verhüllt, das dort seit dem 21. Mai in der Wand verankert ist.

Nach drei Jahren Renovierung der alten Scheune, die Braungart 2005 zum übrigen Grundstück dazukaufte, gehört das Eichenkreuz zum Sanierungsprojekt seiner alten Hofreite dazu. „Es ist ein starkes Symbol unserer Herkunft, unserer Vergangenheit und vielleicht auch unserer Zukunft“, sagt Braungart. Nach seiner Verankerung an der Westwand war das Kreuz aber nur 28 Stunden zu sehen. Dann spannte Müller die grüne Plastikplane davor. Seitdem ist von einem ist von einem Nachbarschaftsstreit die Rede, der die Geister und Gemüter mobilisiert.

Die Presse macht sich bisweilen eine belustigende Aufgabe daraus, den Lesern gegenüber den Streit um das Scheunenkreuz als possierliche Nachbarschaftsfehde vorzuführen. Aus Familie Müllers Perspektive ist das verständlich. Sie fühlt sich provoziert, baut einen Sichtschutz und schaltet einen Anwalt ein. Öffentlich Stellung nehmen, das wollen die Müllers aber nicht: „Ich will einfach nur noch meine Ruhe haben. Reden Sie mit meinem Anwalt Michael Gensert“, sagt Helga Müller am Telefon.

Der bemüht sich für seine Mandanten um eine Beseitigung des Kreuzes und beruft sich auf das gesetzliche Verunstaltungs-Gebot: „Die juristische Anspruchsgrundlage ist zwar schwierig, weil das Scheunenkreuz baurechtlich an sich kein Problem darstellt, aber es gibt so etwas wie eine negative Religionsfreiheit.“

Familie Müller hätte ein Recht darauf, in ihrem Garten zu sitzen, ohne auf das Kreuz schauen zu müssen, auch als Christen. Die Sekretärin des katholischen Pfarramts Urberach, Andrea Witzel, erklärt der Frankfurter Neuen Presse gegenüber, das Pfarramt halte sich da raus, da das allein ein Nachbarschaftsstreit sei. Die Pfarrei gehe der Streit um das Scheunenkreuz nichts an.

Für andere ist das aber eine Ausrede, denn das Kreuz sei schließlich Symbol des christlichen Glaubens. Der Theologe und Künstler Thomas Ruhl aus Ober-Roden sieht das Pfarramt in der Pflicht einzuschreiten: „Das Scheunenkreuz ist eine politische und kirchliche Angelegenheit, bei der die Pfarrei keine neutrale Position einnehmen kann.“ Obwohl Ruhl weder mit Braungart noch mit Müller gesprochen hat und deren genauen Motive kennt, ist er sich aus den Darstellungen in den Zeitungen sicher, das Kreuz würde von beiden benutzt, um sich gegenseitig zu bekämpfen. „Ein Kreuz an einer Scheunenwand? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das etwas anderes sein soll als eine Provokation“, begründet er seine Position.

Pfarrer Elmar Jung aus der katholischen Nachbargemeinde St. Nazarius sieht das ähnlich. Zwar kenne auch er die Gründe nicht, weshalb Braungart das Kreuz an der Westfront verankert hat und auch nicht, weshalb Müller das Kreuz verhüllte. Im Ergebnis aber stelle sich die Situation als ein unverständlicher Nachbarschaftskonflikt dar, der an dem Kreuz seinen Höhepunkt finde. „Sollte es den Beteiligten lediglich um das Ärgern des anderen gehen und nicht um eine innere Haltung, dann wäre es ein Missbrauch des Symbols.“ Das Kreuz sei ein starkes Symbol christlicher Kultur, das niemand ignorieren könne – auch das Pfarramt in Urberach nicht. Passend zum Thema stellt Ruhl heute, Samstag, während des Markttages in Ober-Roden Kreuzskulpturen aus. Die Ausstellung ist von 10 bis 20 Uhr auf dem Gelände der Fahrradwerkstadt Gotta, in der Heitkämperstraße 4. (lem)

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Neue Presse

Sonntag, 8. Juni 2008

Beitrag eines Künstlers aus Rödermark/Ober-Roden


Offenbach-Post vom 07.06.2008:
Kreuz nicht instrumentalisieren
Theologe und Künstler kommentiert den Streit unter Urberacher Nachbarn


Der Künstler auf seinem Kreuz-Abort (Foto: Klaus Braungart, privat)



Rödermark (lö) - Im Nachbarschaftsstreit um ein Kreuz in der Bachgasse hat sich jetzt der Theologe und Künstler Thomas Ruhl (53) aus Ober-Roden zu Wort gemeldet. Er provoziert mit seinen verfremdeten Kruzifixen immer wieder, transportiert damit aber christliche Botschaften. Dass ein Kreuz instrumentalisiert wird, weil zwei Nachbarn einander nicht grün sind, empört ihn. “Der Kreuzmissbrauch durch Aufhängen und Verdecken sollte freiwillig beendet werden”, appelliert Ruhl an die Streithähne.

Entscheidend sei weder das Aufhängen des Kreuzes durch Klaus Braungart noch das Verhüllen durch eine Plane der Familie Müller. Entscheidend sei, was Menschen ein ander antun. Im Urberacher Streit mache es deutlich, wie Menschen einander zum Kreuz werden können. Ruhls Meinung zur Bachgasse: “Es ist kein Spielzeug für individuelles Seelenheil.”

Drei seiner Skulpturen beim Markttag kommentieren den “Skandal”: Ein Fahrradsattel auf einem Kreuz zeige, dass das Kreuz im Alltag nicht ernst genommen wird, der Torso eines Kruzifixes stehe für das Folterwerkzeug, das das Kreuz bei den Römern war, seine Figur “Auferstehung” symbolisiere die Hoffnung.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post

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Auf dem Vorgängerblog www.scheunenkreuz.de wurden folgende Kommentare gepostet:

Dominik schrieb am 15. Nov. 2008

Der Hoschi auf seinem Feuerstuhl ist der Beste! Ein Irrer der die Instrumentalisierung des Kreuzes anprangert, aber selbst einen Fahrradsitz an das Kreuz montiert und seinen Hintern draufsetzt.

HAHA! Wie paradox ist das denn?!

Klasse Foto! Der Schriftzug, die Kirche im Spiegelbild und der Gesichtsausdruck sind preisverdächtig. Schon mal daran gedacht damit an einem Wettbewerb teilzunehmen? Besser geht’s nicht!


B.G. schrieb am 09. Apr. 2009

Der eine ist dem anderen sein Teufel.
So muß es nicht sein;ist es jedoch leider , meistens!

Sonntag, 1. Juni 2008

Holzkreuz erhitzt die Gemüter


Bericht der Frankfurter Rundschau vom 30.05.2008:

Holzkreuz erhitzt die Gemüter


VON BORIS HALVA

Verhüllt (FR / Rheker)

Die ältere Dame muss lachen, dann sagt sie: “Das ist ein Witz. Es ist doch jedem selbst überlassen, ob er ein Kreuz aufhängt oder nicht.” Eine andere Urberacherin, die gerade in der Bachgasse mit ihrem Hund spazieren geht, nennt es eine “Frechheit”. Sie sei am Abend zuvor auf einem Klassentreffen gewesen, “da waren alle dagegen”. Und der Mann, der gerade in sein Auto steigt, sieht hinter dem Holzkreuz-Streit, der seit einigen Tagen die Gemüter in Rödermark bewegt, den “Gipfel eines wohl schon lange schwelenden Nachbarschaftsstreits”. Für diese These sprechen die unzähligen Papierschnipsel, die rund um die Hofreite im alten Ortskern verteilt auf der Straße liegen. Darauf ist eine Friedenstaube abgebildet. Darunter steht: “Frieden für die Bachgasse.”

Ein starkes Symbol

Auslöser für den inzwischen öffentlichen Streit war ein 1,40 Meter hohes und ein Meter breites Holzkreuz, das Klaus Braungart an der Wand seiner Scheune in der Bachgasse 11 zwei Tage vor dem Weinfest in Urberach aufgehängt hatte. Das Kreuz hatte Braungart aus einem Eichensparren des Scheunengebälks gezimmert und an der Rückwand, die zum Garten der Nachbarn zeigt, aufgehängt. “Das Kreuz aus der Rippe des Gebälks, ich fand das ein starkes Symbol”, erklärt Braungart, der seit 2000 in der inzwischen renovierten Hofreite wohnt, seine Motivation. Als Provokation sei das keinesfalls gedacht gewesen.

"Frieden für die Bachgasse" (FR / Rheker)

Die Nachbarn jedoch störten sich an dem Kreuz, das vom Haus in der Bachgasse 15 zwar nicht direkt zu sehen ist, aber über der Sitzgruppe im Hof schwebt. Als Braungart sich weigerte, das Kreuz abzuhängen, stellten die Nachbarn kurzerhand ein Gerüst auf und befestigten daran eine Plane, die das christliche Symbol verhüllt. Braungart: “Ich hätte eher vermutet, dass die türkischen Nachbarn was dagegen haben.”

“Mich stört kein Kreuz, ich gehe ja selbst in die Kirche”, betont Nachbarin Helga Müller, “aber mich stört’s in meinem Garten.” Sie wisse inzwischen auch,
dass es nicht verboten sei, Kreuze aufzuhängen. Weil Braungart auf das Dachtraufrecht verwiesen habe, demzufolge die Müllers - obwohl die Wand zu ihrem Grundstück zeige - das Kreuz nicht anrühren dürften, habe sich das Ehepaar zum Stellen des Gerüsts entschlossen.

Eine gütliche Einigung scheint nicht mehr möglich. Inzwischen sei auch die Polizei da gewesen, um den Ort des Streits zu begutachten. “Da ging es um das Gerüst. Aber die haben gesagt, das kann auch 20 Jahre so stehen bleiben.”

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Rundschau




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Auf dem Vorgängerblog www.scheundenkreuz.de wurde hierzu ein Kommentar gepostet:


Dominik schrieb am 15. Nov. 2008

Da kann ich der alten Dame nur zustimmen. Überhaupt wundert es mich, dass es gerade Christen sind die sich über das Kreuz beschweren. Nachbarn hin oder her.
Die Türken lachen sich bestimmt krum und schief über die Deutschen!
Schon mal einen Moslem gesehen der den Halbmond oder das Glaubensbekenntnis verhängt hat?

Freitag, 30. Mai 2008

Wer Kreuz verhüllt, lenkt erst recht Aufmerksamkeit darauf


Leserbrief in der Offenbach Post vom 29.05.2008

Wer Kreuz verhüllt, lenkt erst recht Aufmerksamkeit darauf

Zu. „Streit um Kreuz an der Scheunenwand“, OP vom 22. Mai:

„Ich möchte zu dieser merkwürdigen Episode um das Kreuz an einer Scheunenwand in der Bachgasse, die mich ein wenig an die Geschichten von Don Camillo und Peppone erinnert, Stellung nehmen. Herr Müller, an dessen Grundstück die Scheunenwand mit dem Kreuz angrenzt, behauptet, sein Nachbar Herr Braungart habe das Kreuz als Provokation angebracht, weil er sich seit längerem in Nachbarschaftsstreitereien mit ihm befinde. Vielleicht sollte sich Herr Müller einmal die Frage stellen, ob wirklich alles, was sein Nachbar tut, nur als eine Provokation gegen ihn gedacht ist.

Ich frage mich allerdings auch, wie Herr Müller sich durch das Kreuz überhaupt provoziert fühlen kann, da er doch selbst ein Christ ist. Er könnte sich provoziert fühlen, wenn er ein kämpferischer Atheist wie Peppone oder ein intoleranter Andersgläubiger wäre. Aber als Christ kann er sich dadurch eigentlich unmöglich provoziert fühlen, da das Kreuz in keiner Weise verfremdet ist und nur für sich selber steht. Als Christ müsste daher das Kreuz ein Zeichen sein, zu dem auch er steht.
Freilich ist es gewissermaßen ein Novum und daher vielleicht gewöhnungsbedürftig, dass jemand ein Kreuz an ein Privatgebäude hängt, da fast alle Gebäude, an denen Kreuze hängen, Kirchen oder Kapellen sind, aber es gibt kein Gesetz, das dieses verbietet. …

Dabei lenkt Herr Müller aber gerade dadurch, dass er das Kreuz verhüllt, die Aufmerksamkeit der Leute noch ganz besonders auf das, was hinter der Verhüllung steckt. Herr Müller weiß, dass er eine Entfernung des Kreuzes nicht erwirken kann, da es Eigentum seines Nachbarn ist, der das Kreuz an sein Eigentum, die Wand seiner Scheune, angebracht hat.

Durch die Verhüllung wird das Kreuz also nicht beseitigt und auch das Wissen der Menschen, dass sich hinter der Verhüllung das Kreuz befindet, wird dadurch nicht weggewischt. Es wird durch die Verhüllung auf paradoxe Weise ähnlich „sichtbar“ wie der Reichtstag durch die Verhüllung Christos sichtbar wurde. Wollen wir hoffen, dass Herr Müller irgendwann einsieht, dass seine Kreuzesverhüllung auf Dauer keinen Sinn ergibt und er das Kreuz wieder enthüllt. Auch Christo hatte den Reichtstag nicht ewig zugehängt.“

Gregor Vetter
Rödermark/Urberach

Sonntag, 25. Mai 2008

Kommentar eines Offenbach-Post-Redakteurs


In der Offenbach Post vom 24.05.2008 schreibt Bernhard Pelka in seiner wöchentlichen Samstagskolumne “Notizbuch der Woche” folgendes zur Verhängung des Urberacher Scheunenkreuzes:


Bizarr ist der Streit ums Kreuz an einer Scheune in Urberach. Ganz offensichtlich geht es hierbei aber nur vordergründig um das christliche Symbol schlechthin. Vielmehr tobt ein Nachbarschaftsstreit, der jetzt seinen Höhepunkt und ein Ventil gefunden hat. Denn was sollte an einem Kreuz schon Provokantes sein?

Trotz aller Animositäten vertrauen wir darauf, dass es eine gütliche Lösung geben wird. Denn wer sieht, welche Personen an dem Zerwürfnis beteiligt sind, kann sicher sein, dass nicht aus dem Blick gerät, worum es beim Glauben an den Gekreuzigten unter anderem geht: Um Versöhnung und Vergebung von Schuld.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post.

Hans Müller rudert zurück


Offenbach Post vom 24.05.2008:

“Dach ist der Schandfleck”


Urberach (op) - In unserem Bericht über den Nachbarschaftsstreit in der Bachgasse war das Wort Schandfleck im falschen Zusammenhang erwähnt. Hans Müller hatte es auf das Dach der Scheune bezogen, an der das strittige Kreuz hängt und nicht auf das Kreuz selbst. Nichtsdestotrotz sei das aus Kreuz, das sein Nachbar Klaus Braungart dort aufgehängt hat, fehl am Platz.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post

Samstag, 24. Mai 2008

Streit um Holzkreuz an der Scheunenwand


Bericht der Offenbach Post vom 22.05.2008:

Streit um Holzkreuz an der Scheunenwand

Hausbesitzer will christliche Wurzeln betonen / Nachbarn sehen Kreuz nach Streitereien als Provokation missbraucht



Das wuchtige Eichenkreuz an einer Scheune in der Bachgasse sorgt für Ärger. Nachbarn sehen das Symbol christlicher Friedfertigkeit als eine von mehreren Provokationen eines streitlustigen Zeitgenossen. Der bestreitet das jedoch vehement. Fotos: Ziesecke


Urberach (chz) - Ein Kreuz entzweit Nachbarn in der Bachgasse und beschäftigt Verwaltung, Polizei und Kirchen. Aufgehängt wurde das Eichenkreuz, gezimmert für die nächsten 200 Jahre, von Klaus Braungart in der Bachgasse 11, einer früheren Töpferei. Aufwändig und liebevoll zu einem echten Schmuckstück umgebaut, verursachte die Hofreite durch die grenznahe Bebauung dieser Grundstücke schon mehrfach Reibereien mit den Besitzern des Nachbargrundstücks, Hans und Helga Müller. Dachrinnen, laute Musik, Abwasserrohre - es gab schon zahlreiche Reibereien.

Das Kreuz ist für Klaus Braungart "ein starkes Symbol unserer Herkunft, unserer Vergangenheit und vielleicht auch Zukunft". Es hängt an der Scheunenwand, die von der Bachgasse und vor allem von Müllers Garten aus gut zu sehen ist. Der Besitzer, der sich als Mensch tiefen Glaubens mit großem Verständnis für andere Kulturen bezeichnet, staunte allerdings nicht schlecht, als am nächsten Tag ein Gerüst mit einer großen Plane den Anblick des Kreuzes vereitelte. Nachbar Müller war mit Hilfe seines Schwiegersohnes aktiv geworden und hatte damit dem großen Unmut der gesamten Nachbarschaft Rechnung getragen: Er verhängte das Kreuz auf seiner Seite des Grundstücks, da es nach seiner Meinung ein Schandfleck ist: "Wir haben nichts gegen das Kreuz", so Hans Müller gegenüber unserer Zeitung. "Das Kreuz an sich sieht gut aus, aber alle Leute hier stören sich dran. Die ganze Nachbarschaft nimmt es negativ auf, auch die streng katholischen polnischen Mitbewohner gegenüber fühlen sich belästigt."

Hintergrund ist wohl weniger das Symbol des Kreuzes ("An einer Kirche würde es uns nicht stören, aber an einer Scheune schon", so Familie Witzel), als dass darin reine Provokation - wie sie etwa auch durch Gregorianische Gesänge aus der Bachgasse 11 - vermutet wird. "Mir tut das weh, dass man mit einem christlichen Symbol provoziert", bedauert Andrea Witzel und gibt damit die Meinung vieler wieder, was von Klaus Braungart heftig bestritten wird. "Ich will absolut nicht provozieren; ich will mit dem alten Symbol alte Werte ins Spiel bringen."

Inzwischen ist die Polizei eingeschaltet, und auch das Bauamt konnte Hans Müller keine Hoffnung machen, obwohl das Kreuz praktisch auf sein Grundstück "übersteht". Die Rödermärker Pfarrer betonen den freiheitlichen Charakter unseres Grundgesetzes und das Recht eines Jeden, seinem religiösen Empfinden Ausdruck zu verleihen. Missbrauch eines urchristlichen Symbols sei es allerdings, wenn es zur Provokation genutzt und der Nachbarschaftsstreit gewichtiger als das Kreuz selbst werde. Der zuständige Pfarrer Klaus Gaebler rät zu Gelassenheit.



Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post

Mittwoch, 21. Mai 2008

Beginn einer Predigt von Pfarrer Josef Mohr zum Thema Kreuzverhüllung


“Der Brauch, die Kreuze (und Bilder) zu verhüllen, soll beibehalten werden…” so heißt es lapidar im Meßbuch in einer Anweisung zum 5. Fastensonntag, den wir früher Passionssonntag nannten. Was steckt dahinter, daß die Kirche in den letzten beiden Wochen der österlichen Bußzeit ihre Kreuze mit einem violetten Tuch verhüllt, um schließlich am Karfreitag eine feierliche Kreuzenthüllung vorzunehmen? Nun: Ursprünglich waren es Triumphkreuze, die man verhüllte. Sie zeigten Jesus als König am Kreuz und umgaben ihn mit kostbaren Edelsteinen. Das aber störte sozusagen, wenn man seines bitteren Leidens und Sterbens gedenken wollte. Aber auch die späteren, ganz und gar drastischen Darstellungen des Gekreuzigten sollten für eine Weile dem Blick der Gläubigen entzogen werden, weil fromme Sehgewohnheiten sie womöglich entschärfen und zum bloßen Andachtsgegenstand verharmlosen könnten. Der Brauch der Kreuzverhüllung erfährt jedoch noch eine tiefere Bedeutung, wenn wir an die Verpackungs- und Verhüllungskunst des Künstlerpaares Christo Juracheff und Jeanne Claude denken.

Wir erinnern uns: Im Jahre 1995 haben sie in Berlin das gesamte Reichstagsgebäude mit einer silberglänzenden Folie verhüllt. Dieses Werk der “Verpackungskünstler” wurde von der Bevölkerung teils mit Begeisterung, teils mit Ablehnung und Kopfschütteln aufgenommen. Christo und Claude gehören der Künstlergruppe der “Neorealisten” an. Sie versuchen, mit der Technik des Verhüllens auf Dinge aufmerksam zu machen, die sonst übersehen werden oder in Vergessenheit geraten. Es geht ihnen um ein neues Einüben der Wahrnehmung, um ein Hinlenken und Fokussieren der Aufmerksamkeit auf Dinge, an deren Anblick wir uns gewöhnt haben. Durch Verbergen wollen sie gleichsam auf das Wesentliche hinweisen, das sozusagen nur noch verhüllt sichtbar wird. Man könnte es ganz paradox auch so ausdrücken: Verhülltes sieht man besser! Durch Verhüllung wird Unsichtbares, Übersehenes, Gewohntes neu entdeckt und ins Bewußtsein gehoben.

Quelle: Predigten von Pfarrer Josef Mohr